🇩🇪 Solidarität – GDL – 2021 🇪🇺

Dass ich als Staatsdiener nicht streiken darf, bedeutet nicht, dass ich keine Meinung zur Tagespolitik habe.

Selbstverständlich unterstütze ich – moralisch gesehen – meine Kollegen und drücke ihnen fest die Daumen, dass sie mit ihren Maßnahmen Erfolg haben. Auch wenn einige Medien EINSEITIG berichten, dass alle Forderungen der GDL von der Bahn erfüllt wurden, ist das grundsätzlich falsch.

Denn die Laufzeit 28 oder 40 Monate ist ein himmelweiter Unterschied. Lokführer sollen somit 1 Jahr komplett der Inflation unterworfen werden ❗

Die Arbeitszeitregelung soll einseitig – ohne Lohnausgleich – zu Lasten des Personals verschlechtert werden. Lokführer sollen ihr restliches Berufsleben auf Dispo – also ohne klare Ansagen, was arbeitet MAN / FRAU in der nächsten Woche bzw. Monat verbringen.

Dieser Aspekt wird von den Medien und der Bahn verschwiegen, um die Bevölkerung gegen meine KollegInnen aufzuhetzen.

Nur zur Erinnerung, bis vor einigen Jahren war es bei der Deutschen Bundesbahn UND später bei der Bahn AG so, dass jeder erfahrene Lokführer/In (ab ca. 3 – 5 Jahre) einen Dienstplan bekam, auf dem für ca. 15 bis 18 Wochen jede Schicht bzw. Arbeitszeit eingetragen wurde. UND es gab einen Dienstplan auf dem die reinen Ruhetage vom 1.1. bis 31.12. eingetragen wurden.

Heute ist es so, dass ich ab ca. 16. oder 18. des Monats für den Folgemonat meinen Dienstplan bekomme, auf dem ca. 30 bis 50 % der Schichten unklar eingezeichnet sind, das bedeutet, sie werden am Mittwoch oder Donnerstag der Vorwoche bekannt gegeben.

Die Zukunft …

Die Bahn will – ohne Lohnausgleich – nur noch Lokführer, die den Tag über Zuhause sitzen und dann per Telefon ihre Arbeit – egal ob Früh- Spät- oder Nachtschicht mitgeteilt bekommen. Familienleben ist damit unmöglich, Scheidungen, Problemkinder zwangsläufig vorprogrammiert.

Die GDL will diese Form von Feuerwehrlokführer/Innen und ihren Lebensstil in breiter Fläche verhindern.

Könnte man im TV oder Presse sagen, muss man aber nicht.

Ich bin seit 1992 Mitglied der GDL, habe noch nie gestreikt und drücke MEINEN KollegInnen die Daumen 🖖

PS: Übrigens … nur so zur Info

  1. der Staat zahlte MIR 2020 eine Corona-Prämie – aber nicht weil ich Lokführer bin
  2. meine Gehaltserhöhung erstreiken, Müllmänner /Frauen, Krankenschwestern, ErzieherInnen usw.
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8 Gedanken zu “🇩🇪 Solidarität – GDL – 2021 🇪🇺

  1. gut wenn man das auch mal weiß ! Sicherlich ist das bei jedem Streik so , dass oft nur die halbe Wahrheit erzählt wird. Die Leute sehen nur das Geld , wieviel Prozent mehr und welche Prämie. Über Arbeits oder Schichtzeiten wird nichts berichtet !
    Das mit den kurzfristigen Dienstpläne geht gar nicht ! Wie du schreibst kann man ja gar nichts mehr planen das die Freizeit betrifft !
    Hoffen wir das hier wieder Ruhe einkehrt !

  2. Guten Abend lieber Jens ,
    es hat immer alles zwei Seiten, klar bist Du mit Deinen Kollegen/innen solidarisch. Ich bin froh von niemandem abhängig zu sein und mein eigener Herr bzw Frau zusein.Mir tun aber auch die vielen Leute leid ,
    die auf die Bahn angewiesen sind. Wir hier in Berlin sind noch einigermaßen gut dran durch die U-Bahn ,Busse und Straßenbahn,sodass man evtl ausweichen kann. Es wird für alle Beteiligten Zeit ,dass der Streik beendet wird.
    Ich hatte Dich schon vermisst und dachte Du bist auch nach Bremerhaven zu Valeska, Anna und Elsa gereist.Du erwähntest
    das Du seit Montag Wochenende hast.Vielleicht hast Du etwas Anderes Schönes gemacht.
    Ich wünsche Dir so oder so einen schönen Abend.
    Liebe Grüße Ursel

    1. Guten Abend Ursel!
      Ich hatte erwähnt, dass ich Wochenende habe. Damit meine ich, wenn ich Sa, So und Mo gearbeitet habe, dass ich Di und Mi frei habe. Selbstverständlich muss ich Do, Fr und Sa arbeiten. Mein Wochenende war in der Mitte der Woche.
      Ich wünsche Dir einen schönen Abend.
      Liebe Grüße Jens

      PS: Ich muss nachher zur Nachtschicht und kenne die nächste Nachtschicht – Anfang und Ende – noch nicht. Das hat nichts mit dem Streik zu tun, sondern ist Bestandteil des Systems Bahn – Mitarbeiter solange wie möglich unwissend zu halten, um sie dann willkürlich zu verheizen.

      1. Das ist natürlich kein Zustand. Ich hatte Dich schon richtig verstanden. Habe gedacht, dass Du evtl etwas länger frei hättest. Dann wünsche ich Dir trotz Streik einen einigermaßen gute Nachtschicht .Es ist weder gut auf dem Rücken der Arbeitnehmer und auf dem Rücken der Fahrgäste den Streit auszulassen. Die Oberen Herren setzen sich in ihre Luxuskarossen mit Chauffeur und alle Anderen können zusehen wie sie fertig werden. Pass auf Dich auf lieber Jens.
        Liebe Grüße Ursel

  3. Hallo Jens,
    auch ich drücke deinen Kolleginnen und Kollegen die Daumen! Zwar bin ich (ohne Führerschein und ohne Auto) auch von Zugausfällen betroffenen, aber was für mich ein paar Tage Unannehmlichkeiten sind, könnte bessere Arbeitsbedingungen und Absicherungen im Alter für mehrere Jahre für viele Menschen bringen, die mich Tag für Tag zur Arbeit bringen. Ich werde es als Fahrgast irgendwie schaffen und hoffe, dass der Streik zu Verbesserungen für Lokführer &Co. führt.
    Liebe Grüße
    Natalia

    1. Dankeschön 👍
      Der „Bestand“ der LokführerInnen ist bei der DB AG komplett überaltert.
      Das bedeutet, dass 1/ 3 der Mitarbeiter der DB in wenigen Jahren in Rente bzw. Pension gehen werden.
      Frische Arbeitskräfte bekommt man kaum vom Arbeitsmarkt.
      Es bleibt ein Rätsel, wie man in wenigen Jahren die Zahl der Fahrgäste verdoppeln will (doppelt so viele Züge, doppelt so viele Lokführer), wenn man die Rahmenbedingungen kontinuierlich verschlechtert und potenzielle „JunglokführerInnen“ verschreckt.
      Im Normalfall sollte der Konzern Danke sagen, dass die Gewerkschaft die Rahmenbedingungen versucht zu verbessern.

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